Liferaft
Eine Liferaft ist eine Lebensversicherung. Wir haben daher eine qualitativ überzeugende Lösung gekauft, die nicht günstig war. Wer will schon auf eine Rettungsinsel wechseln, auf der zu wenig Platz ist. Wenn es so weit ist, muss man sich sagen können, an alles gedacht zu haben. Auch an Ersatzwäsche und einen doppelten Boden.
Wir verfügen über eine Viking RescYou PRO UKSL für sechs Personen. Ehrlich gesagt, ist sie für 2-3 Personen gerade gross genug. Sie ist in einem Kunststoffbehälter verpackt, der an einem Stahlrahmen am Heck montiert ist. Sie lässt sich ohne Kraftaufwand mit ihrem Eigengewicht über Bord stossen. Um sie aufzublasen, wird die Reissfangleine kräftig gezogen, eine Gasdruckpatrone füllt die beiden separaten Luftkammern, das Verdeck stellt sich auf, die unteren Schwimmkörper stabilisieren die Insel, Licht wird automatisch angeschaltet. Sie richtet sich von selbst auf und verfügt über einen doppelten Boden sowie Nahrung und Wasser für mindestens 24 h. So die Ansage des renommierten dänischen Herstellers.
Im Rahmen der ARC durften wir im Swimmingpool das Besteigen einer baugleichen Rettungsinsel ausprobieren. Spannend war zu sehen, wie sich eine Rettungsinsel anfühlt, wenn man zu acht in ihr sitzt, Körper an Körper, schwitzend, wenn die Luke geschlossen wird. Da ist einem das Boot, solange es schwimmt, definitiv lieber.
Grab Bag Inhalt
In der Liferaft hat es bereits primitive, aber wichtige Rettungsmittel, die primär die Alarmierung anderer Schiffe bzw. die Kommunikation ermöglicht. Einfache Dinge, wie einen Handspiegel bis hin zu Signalraketen.
Wir haben den Inhalt wie folgt ergänzt:
weitere Raketen und Signalmittel,
ein Satelliten Iridium 9555 mit eingesteckter und funktionierender SIM-Karte mit Reservebatterie,
ein UKW-Funkgerät für kürzere Distanzen mit Ersatzbatterien und Ersatzakku,
Astronautennahrung, zusätzliches Wasser,
ein Radarreflektor,
ein Katatdyn Entsalzungsgerät, um Süsswasser von Hand zu produzieren,
Diverses wie Lesestoff, Branntwein, Schokolade, Traubenzucker, Taucherbrille, Lasertaschenlampe, Handangel, Feuchttücher, Mittel gegen Seekrankheit, Erste-Hilfe, Sonnenschutzmittel, Zahnbürste/-paste, Sonnenbrille, Brille, Kreditkarte und Passkopien (eingeschweisst), Feldstecher, Schnabeltasse, etc.
Alles befindet sich in drei neonfarbenen, wasserdichten Taschen, in Griffnähe beim Ausstieg und sind sofort in die Rettungsinsel zu bringen.
In regelmässigen Abständen und auf jeden Fall vor jeder längeren Passage kontrollieren wir die Inhalte der Grab Bags auf Funktion und Vollständigkeit. Hierzu helfen uns Listen, die wir dann nur noch durchgehen und die einzelnen Punkte abhaken müssen.
Bake/EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon)
SERENDIPITY IV verfügt über zwei Notfunkbaken (EPIRB), wovon eine aussen am Heckträger befestigt ist und sich bei Wasserkontakt selbst auslöst, eine zweite, die sich bereits im obenannten Grabbag befindet (McMurdo Smartfind AIS-Notfunkbake, die den Rettungskräften über Kanal 406 sowie die von Rettungskräften verwendete Frequenz 121.5 MHz (Homing) den Weg zur Liferaft weist).
Bei Wasserkontakt oder mittels manueller Auslösung setzt die EPIRB ein Notrufsignal (distress Meldung) mit Positionsangabe an geostationäre oder polarumlaufende Satelliten ab. Die Identifizierung erfolgt über die einprogrammierte MMSI und weitere Angaben, die der Nutzer auf der Registrierungsseite eingibt.
Ist man in die Rettungsinsel umgestiegen, wird die EPIRB an einer Leine im Wasser mitgeführt, einerseits um den Wasserkontaktschalter zu aktivieren, andererseits um freies Sichtfeld für das Signal zu haben.
Darüber, ob das Signal abgesetzt und vom MRCC (Maritime Rescue Coordination Center) empfangen wurde, hat die Crew in der Regel keine Kenntnis (es gibt allerdings bereits Modelle, die über diese Funktion, sog. Return Link Service, verfügen). Es empfiehlt sich, ein Satellitentelefon dabei zu haben, dass über eine aktive SIM-Karte verfügt und lediglich eingeschaltet zu werden braucht. Wir sind der Ansicht, dass mündliche Kommunikation stressmindern wirkt (gegenüber etwa Geräten, über die lediglich getextet werden kann). Redundanz ist oberstes Gebot.
Notfallsender/ PLB (Personal Locator Beacon)
Ein Personal Locator Beacon (PLB) ist ein Notfallsender, der die Position des ins Wasser gefallenen Crewmitglieds ständig registriert und automatisch über Satelliten einen Alarm auslöst. Das zugrunde liegende System ist im Grunde genommen identisch mit einer EPIRB, mit dem Unterschied, das letztere der Yacht zugeordnet, während ein PLB auf die Person registriert wird.
Wir verfügen pro Rettungsweste über je:
ein ocean SIGNAL rescueME PLB1 für die Aussendung einer Notfallmeldung über Satelliten an die weltweit existierenden Maritime Rescue Coordination Centers (MRCC)
ein easy-ONE-DSC der Firma Weatherdoc, Reichweite ca. 7 Seemeilen (ca. 16 km). Es sendet ein Notsignal an die umliegenden, mit AIS ausgerüsteten Boote. Auf dem Plotter (Bildschirm) des eigenen Bootes erscheint ebenfalls eine Notfallmeldung mit Standort und eine Sirene alarmiert die Bootsinsassen.
Unsere Regeln
Für uns als segelndes Paar die einzige Möglichkeit, an Rettung zu glauben, sind nicht nur die obgenannten Gadgets, sondern Regeln, die auf Passagen eisern zu befolgen sind. Nicht vorzustellen, dass wir um 2 Uhr morgens unsere Wache antreten und draussen niemand mehr ist. Bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 6 Knoten pro Stunde und einem dreistündigen Wach-Rhythmus ergibt sich eine versegelte Distanz von ca. 33 km zum über Bord Gefallenen. Eine Suche nach Gutdünken gegen den Wind scheitert mit hoher Wahrscheinlichkeit; die Chance den MOB noch lebend an Bord ziehen zu können, ist gleich Null.
Regel Nr. 1: Bei Verlassen der Kajüte ist die Rettungsweste und die Rettungsleine korrekt montiert und mit dem Schiff verbunden.
Regel Nr. 2 Keine Person verlässt das Cockpit, ohne dass der Partner im Cockpit Ausschau hält.
Regel Nr. 3 gerefft wird frühzeitig und nur zu zweit.
コメント