Dienstag, 24. Januar 2023 (Tag 10)
Wir starten in unsere zweite Woche auf See mit einem Squall, der viel Regen mit sich brachte und uns durchnässte. Kurz vor dieser nassen Begegnung haben wir versucht, unseren Watt’n’Sea Hydrogenerator zu reparieren. Am dritten Tag der Überquerung war der Stift, der ihn in Position hielt, gebrochen. Wir versuchten stattdessen ihn mit einer Leine unterhalb der Wasserlinie in Position zu halten. Aber auch diese Leine ist gestern gerissen, sodass wir durch unsere Bewegung durchs Wasser keine Energie mehr erzeugen konnten. Leider scheiterten unsere Versuche, den Hydrogenerator mit einem anderen Stift an Ort und Stelle zu reparieren, da dieser zu dick für das Loch war. Aber nach dem Mittagessen versuchte Michael es noch einmal, als der Wind und die Wellen etwas nachliessen. Jetzt dient ein Schraubenzieher als Befestigungsstift, der mit einer Schnur und Panzerband befestigt ist. Es klappt! Wir hoffen, dass er nun die nächsten zwei Wochen durchhält, da der Watt'n'Sea vor allem nachts, wenn die Solarpaneele schlafen, lebenswichtige Energie erzeugt.
Es ist bekannt, dass Material auf Überfahrten sehr beansprucht wird und Risse in Segeln und Schotbruch keine Seltenheit ist. Eine dreiwöchige Passage in Stunden umgerechnet, kann mit etwa vier bis fünf 'normalen' Segelsaisons verglichen werden und dementsprechend hoch ist die Materialermüdung.
Wir tragen selbstverständlich Sorge, Schäden durch tägliche Kontrollen und Vorkehrungen zu verhindern. Aber Tag 3 und 4 waren „Bruchtage“: die Schrauben eines D-Rings an Deck konnten die Last der Blöcke und Schoten nicht mehr halten und brachen. Im Nachhinein betrachtet war es unsere eigene Schuld, da wir zu viele Blöcke gefahren hatten. Wir haben es geschafft, sie neu anzuordnen und können die Leinen wieder gut bedienen. Am selben Tag stellten wir auch fest, dass der Watt‘n‘Sea aufgrund des gebrochenen Stifts nicht mehr genug Energie erzeugte. Es war einfach nicht unser Tag.
Am nächsten Tag, Tag 4, ging es mit Pannen weiter. Michael wollte sich nach einer ermüdenden Frühwache ein warmes Frühstück gönnen. Doch dann merkte er, dass es kein Gas zum Kochen mehr gab. Der erste Gedanke war natürlich, dass die Flasche leer sei, bemerkte dann aber, dass der Magnetschalter nicht mehr funktionierte. Wir haben also reichlich Gas, schaffen es aber nicht, es zum Herd zu bringen. Wegen des großen Seegangs wollten wir keine Reparaturen an unserem Gaslocker vornehmen. Zuerst fing ich an, gedanklich unsere Speisekarten durchzugehen, um zu sehen, wie und was wir essen können, ohne kochen zu müssen. Ich ärgerte mich darüber, dass ich das nicht vor dem Start getan hatte. Aber zum Glück haben wir eine kleine IKEA Induktionsplatte, die wir normalerweise nur im Hafen verwenden. Michael hatte dann die patente Idee, die Platte auf unserem kardanischen Ofen zu befestigen und eine Silikonmatte zu verwenden, damit unsere Pfannen nicht rutschen. Wir können wieder kochen und müssen nur sorgfältig mit unserer Energie umgehen.
Und dann passierte etwas, das tragisch hätte enden können. Wir wurden von einem heftigen, sich nähernden Squall aufgescheucht, zogen unsere Schlechtwetter-Kleider an und schlossen den Niedergang mit Schotten. Als wir nach der nassen Begegnung hinuntergehen wollten, um das nasse Ölzeug auszuziehen, erlebten wir einen Schock. Bei all der schwankenden Bewegung rutschten die neu installierten Schiebeschlösser zu und verriegelten unseren Niedergang. Wir stellten fest, dass wir beide ausgesperrt waren und niemand drinnen war, um die Luke zu öffnen! Wir haben versucht, mit einem Messer die Riegel zu öffnen, aber ohne Erfolg. Aus eigener Erfahrung wissen wir nun, dass diese neuen Schlössen gut gegen Eindringlinge sind. Nach dem ersten lähmenden Gefühl mussten wir über uns selbst lachen, als uns klar wurde, dass wir problemlos durch eines unserer drei Oberlichter hineinkommen konnten. Wir achten stets darauf, dass unsere Oberlichter aus Fluchtgründen während Passagen nicht abgeschlossen sind. Dieser Vorfall hat uns gezeigt, dass diese Vorsichtsmassnahme auch wichtig ist, um wieder ins Boot zu gelangen. Darüber hinaus werden die Löcher der Niedergangsschlösser von nun an während Passagen mit rotem Klebeband zugeklebt, sodass die Sicherungsstifte nicht mehr von selbst hineingleiten können.
Alles in allem können wir sagen, wie großartig es ist, hier draussen auf dem offenen Meer zu sein. Der blaue Himmel und das blaue Wasser um uns herum. Ein wunderschöner Sternenhimmel, der sich im Wasser spiegelt und die Wellen funkeln lässt. In unserem schwimmenden Zuhause haben wir alles dabei, was wir brauchen, und wir sind glücklich.
Ahoi!
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